Hochzeitsbräuche weltweit – Polen

Hochzeit wird zwischen Danzig, Krakau und Warschau mit wahrer Leidenschaft gefeiert. Dabei sind zwei für die polnische Volkskultur wichtige Elemente mitprägend für die gepflegten Hochzeitsbräuche: Die Verwurzelung auch vieler Städter in der traditionellen Bauernkultur sowie die immer noch das Alltagsleben der meisten Polen mitprägende Bedeutung der römisch-katholischen Kirche. Immerhin sind mehr als 85 % der Polen aller Generationen Katholiken.

Abschied vom Ledigsein

Wenn Du zu einer polnischen Hochzeit eingeladen werden sollest, mache Dich unter Umständen auf einen mehrtägigen Festreigen gefasst. Manchmal dauert so eine Hochzeit drei oder mehr Tage. Fast immer aber zumindest die beiden Wochenendtage. Am Tag vor der Trauung ist auch in Polen der Junggesellinnen- beziehungsweise Junggesellenabschied („Wieczory kawalerskie“) angesagt. Der Verlobte lässt es dabei mit seinen Kumpels meistens in einem Lokal beim Abschied von der ehebandlosen Freiheit noch einmal so richtig krachen. Die Verlobte feiert dagegen in der Regel etwas braver und zwar mit ihren Freundinnen zuhause. Oft wird der Abend, an dem ausgiebig Cocktails getrunken werden, auch für gemeinsame Hochzeitsvorbereitungen genutzt.

Von Brauchtum ergänzter kirchlicher und weltlicher Segen

Zumeist heiraten polnische Paare am selben Tag sowohl auf dem Standesamt als auch vor dem Traualtar. Anders als in Deutschland kann bei Beachtung bestimmter familienrechtlicher Verwaltungsvorschriften die standesamtliche Eheschließung rechtsgültig verbindlich auch durch die kirchliche Trauung ersetzt werden. Bei einer typisch polnischen Hochzeit holt der von einer Kapelle begleitete Bräutigam seinen Schatz vor der Trauung von ihrem Elternhaus ab. Hier bekommt er den Segen seiner zukünftigen Schwiegereltern. Üblich ist auch ein gemeinsames Frühstück von Brautpaar, Familie und engsten Freunden bei den Brauteltern.

Bei der Fahrt zum Standesamt beziehungsweise zur Kirche werden Wagen oder Kutsche oft von Freunden blockiert und erst nach der Gabe von Wodka oder Süßigkeiten zur Weiterfahrt freigegeben.

Wurden die Brautleute früher noch von ihren Eltern zum Traualtar geführt, schreiten sie heute gemeinsam zum sie erwartenden Geistlichen. Ihnen folgen Trauzeugen und Familie. Nach der Trauung verlässt das Ehepaar die Kirche durch ein Spalier der Gäste. Von jedem Gast bekommt die Braut Blumen geschenkt. Oft werden die Eheleute mit Kleingeld beworfen, das schnell aufgesammelt werden sollte. Denn: Wer von den Beiden die meisten Münzen aufsammelt, wird in der künftigen Partnerschaft die Hosen anhaben.

Ausgelassene Feier

Bei Ankunft in der Feierlocation wird die Braut vom Bräutigam über die Schwelle getragen. Das Hochzeitspaar wird mit Wein (oder Wodka), Brot und Salz, Symbole für die Süße, aber auch für mögliche Probleme des Ehestandes, begrüßt. Die Gläser werden zerschlagen: Scherben bringen Glück! Der erste Tanz des Abends, bevorzugt von einer Liveband musikalisch begleitet, gehört dem Brautpaar. Wenn am Festabend einer der Gäste „Gorzko!“ („Bitter!“) ruft, müssen die Brautleute sich sofort küssen, damit alles wieder süß wird. Und es wird oft „Gorzko!“ gerufen! Zur Feier gehören neben Tanzen auch Spiele und vor allem üppiges Essen und Trinken.
Um Mitternacht werfen die Eheleute Brautschleier beziehungsweise Bräutigamskrawatte in die Menge. Wer die Textilien fängt, heiratet demnächst. Am Tag nach der Hochzeit folgt oft eine aufwendige Nachfeier („Poprawiny“) bei den Eltern der Braut oder des Bräutigams.

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