Serie: Hochzeitsbräuche weltweit – Heiraten in Japan

Für europäische Verhältnisse ist die Hochzeitsfeier in Japan ein echtes Abenteuer. Obwohl japanische Hochzeitsfeierlichkeiten nur im engsten Familienkreis stattfinden, zählen Hochzeiten im Land der aufgehenden Sonne weltweit zu den teuersten Zeremonien. Selbst die Leihgebühr für ein japanisches Brautkleid ist erheblich teurer als eine gesamte Brautausstattung in Deutschland. In Japan herrscht ein ausgeprägter Geschenkkult. Das Schenken ist in den Alltag fest integriert und wird bei etlichen Gelegenheiten praktiziert. Die Hochzeit bleibt davon nicht ausgenommen.

Die Braut ist der Mittelpunkt der japanischen Hochzeit

Üblicherweise vollzieht ein Shinto-Priester die Hochzeit. Die beginnt mit einer rituellen Reinigung und dem Eid des Bräutigams, für seine Frau künftig zu sorgen. Man opfert Zweige des heiligen Sakaki Baumes und trinkt gemeinsam aus mehreren Schälchen Sake. Das eigentliche Fest nach der Zeremonie ist durchaus pompös. Die Familien möchten zeigen, dass sie sich eine aufwändige Hochzeit leisten können. Schon in der Verlobungszeit muss der Bräutigam einiges investieren, denn Geschenke an die Braut, die mehrere Monatsgehälter umfassen, sind durchaus üblich.

Das japanische Verhältnis zu Geld

Anders als bei uns bekommen auf einer japanischen Hochzeitsfeier auch die Gäste Geschenke. Das Brautpaar achtet sorgfältig darauf, dass jedes Präsent zum Beschenkten passt. Das „hikide-mono“ hat ein wenig Ähnlichkeit mit dem europäischen Gastgeschenk. Pro Gast werden umgerechnet 50 Euro eingesetzt. Die Gäste schenken dem Brautpaar Geld. Oft wird schon mit der Einladung ein fester Betrag vorgegeben, abhängig vom verwandtschaftlichen Verhältnis. Man nimmt immer nagelneue Geldscheine und steckt sie in einen shugi-bukuro.

Drei Hochzeitskleider müssen es sein

Umziehen scheint bei der japanischen Hochzeit eine der Lieblingsbeschäftigungen der Braut zu sein. Während der Zeremonie trägt sie drei verschiedene Kleider. Das traditionelle Gewand für die Hochzeitszeremonie besteht aus einem Kimono mit einer Art langer Tunika darüber, einer Seidenhaube, Tabi-Socken und Tabi-Sandalen. Das traditionelle Gewand ist komplett weiß, denn es soll die Unschuld symbolisieren. Der Kimono für die Hochzeitszeremonie nennt sich shiro-maku. Für die anschließende Feier trägt die Braut einen farbenfrohen Seidenkimono mit weiten Ärmeln, bei dem die Farbe Rot in der Regel dominiert. Sie ist für Japaner die Farbe des Glücks. Dieses Gewand trägt sie normalerweise später nie wieder. Während der Feier zieht sich die Braut noch einmal um und kommt in einem bunten, europäisch inspirierten Abendkleid oder einem farbenfrohen Kimono zurück. Aufwändige Frisuren, manchmal sogar nach einem bestimmten Stil gearbeitete Perücken, sind bei japanischen Hochzeiten ebenfalls Usus. Auch der Bräutigam trägt einen traditionellen Kimono, der mit dem Familienwappen bestickt ist. Dieser wird in eine breite Hose gesteckt. Ein fließender Mantel rundet das männliche Hochzeitsoutfit ab.

Hat man in Japan eine Hochzeitstorte?

Wer sich bei einer japanischen Hochzeit auf die Torte freut, wird zunächst enttäuscht. Das, was in den Festsaal gebracht wird, ist nicht zum Verspeisen gedacht, sondern eine Attrappe aus Pappmaschee. In das riesige Gebilde werden nicht selten Feuerwerkskörper und Raketen eingearbeitet, denn auch der Spaß soll bei einer japanischen Hochzeit nicht zu kurz kommen. Doch keine Bange: Fast immer gibt es trotzdem noch eine echte Hochzeitstorte als Dessert.

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