Hochzeitsbräuche weltweit – Feierlichkeiten in Ungarn

In den Dörfern Ungarns sind die traditionellen Hochzeitsfeste immer noch ebenso aufwendig und bunt wie in Nico Dostals Operette. Bei einer ungarischen Hochzeit auf dem Lande sind nach überliefertem Brauchtum die Hauptpersonen – neben Braut und Bräutigam – die Brautführer. Der „erste Brautführer“ ist mit der Brautwerbung Initiator und später auch Organisator der Hochzeit. Den eigentlichen Auftakt des Festes übernehmen aber die „kleinen Brautführer“:
– die Hochzeitsbitter:
„Frohen Herzens treten wir in dieses Haus, laden Euch zum Hochzeitsschmaus.“
Auf ihrem Weg von Haus zu Haus laden die Brautführer Tage vorher alle Gäste mit Reimsprüchen zur Hochzeit ein.

Das Hochzeitsmenü

„Hühnersuppe habe ich hereingetragen, dazu Nudeln, Beine, Hals und Magen.“
Im Hochzeitshaus beginnt ein bis zwei Tage vor dem Fest die Zubereitung der Speisen. Die Hochzeitssuppe, traditionell mit Huhn und Erbsen zubereitet, gehört ebenso zur Speisenfolge wie Schneckennudeln, gefülltes Kraut und der historische Kürtőskalács („Schornsteinkuchen“). Nach dem Rupfen der Hühner und dem Abschluss aller kulinarischen Vorbereitungen genießen die Frauen – anstelle eines Polterabends – ein kleines Tanzvergnügen mit den Trauzeugen und den Brautführern.

Die Aussteuer

„Seht, das Brautbett wird gebracht, das dem Bräutigam Freude macht.“
Bereits am Tag vor dem Hochzeitsfest beginnt der „Umzug“ der Braut. Die Brauttruhe, die Aussteuer und das Brautbett werden im offenen Wagen durch das Dorf in das Haus des Bräutigams gefahren – ein Brauch, der heute noch nicht vergessen, aber nur mehr in kleinen Dörfern anzutreffen ist.

Die Trauung

„Schöne Braut wir fanden für den Bräutigam. Seht das Paar, das eben aus der Kirche kam!“
Gesetzlich gilt in Ungarn die Trauung vor dem Standesbeamten – traditionell folgt in der Kirche eine religiöse Zeremonie. Gelingt es der Braut, dem Bräutigam während der Trauung auf den Fuß zu treten, so ist ihr die zukünftige Herrschaft gesichert. Im Anschluss gibt es noch eine weitere Chance, die eheliche Autorität zu erringen:
Dem Brautpaar wird vor dem Standesamt oder vor der Kirche ein Hefezopf überreicht, der von den beiden zerrissen wird – wer das größere Stück in Händen hält, der hat auch in der Ehe den größeren Einfluss.

Hefezopf
Traditioneller Hefezopf

Während des Fests

* das Tanzgeld: „Einen Tanz gewährt sie jedem Gast, jeder zahlt dafür, soviel ihm passt.“
Einen finanziellen Zuschuss verdient sich die Braut durch ein paar Tanzschritte mit jedem, der dafür ein „Tanzgeld“ bezahlt.
* der gestohlene Schuh: „Auf zum Brauttanz, komme wer sich traut, aber schont die Schuhe von der Braut.“
Wenn es einem Gast gelingt, der Braut einen Schuh zu stehlen, so ist es die Pflicht des Bräutigams, diesen wieder auszulösen, indem er daraus Champagner trinkt oder andere scherzhafte Aufgaben erfüllt.
* von der Braut zur Ehefrau: „Freude ist solang’ das Leben, bis im Wind die Bänder schweben.“
Nach den ersten Tänzen führen die Brautjungfern die Braut hinaus, wo sie ihren Haarkranz ablegen muss und ihr die Haare aufgesteckt werden – entsprechend eines Jahrhunderte alten Brauchtums: Im Mittelalter war es nur unverheirateten Frauen erlaubt, das Haar offen tragen.
Diese „Übergang“ wird auch durch den Wechsel des Kleides um Mitternacht demonstriert. Die Braut in Weiß wird zur rot (regional bedingt eventuell auch blau) gekleideten Ehefrau.
Zum Zeichen, dass sie nun zum Kreis der verheirateten Frauen zählt, folgt der traditionelle „Tanz der Frauen“ um die „ehemalige“ Braut herum.

Früher konnte eine ungarische Hochzeit zwei bis drei Tage dauern, aber auch heute verstehen es die Ungarn, lange, rauschende Feste zu feiern, ganz dem alten Sprichwort folgend: „A határ a csillagos ég – Die Grenze ist der Sternenhimmel.“

Viele weitere weltweite Bräuche könnt ihr hier nachlesen.

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